Publication Details
Philosophische Grundlagen der Unzerstörbarkeit des menschlichen Lebens
Abstract
Das Verständnis des menschlichen Lebens und das damit verbundene Problem der Unzerstörbarkeit, wird in der Geschichte der Philosophie unterschiedlich interpretiert. Schon die Philosophen der Antike benutzten für die Bezeichnung des Lebens die Begriffe: BIOS und DZOOE. Das Verständnis des Lebens wurde zuerst als die Eigenschaft der Materie verstanden: die Vertreter dieser Einstellung sind sog. Hylozoisti. Sie behaupten, dass die Materie (hyle) mit dem Leben (dzooe) ausgestattet ist. Leben, als eine immerwährende und notwendige Eigenschaft der Materie, ist unzerstörbar. Zerstörbar sind nur verschiedene Formen und Äu erungen des Lebens. Das Ziel des Schutzes ist das Wohlerhalten einzelnen Pflanzarten, Tiere und Menschen. Die Kriterien der Unzerstörbarkeit sind rein natürlich, utilitaristisch und relativ. Eine weitere Interpretation beschreibt das Leben als die Eigenschaft der Seele (Platon): Die Seele als "Quelle der Bewegung", ist die Quelle des Lebens. Die ganze Welt der Natur wird als Offenbarung des Geistes verstanden, eventuell als die Etappe seiner Entwicklung. Das leibliche Leben ist die sekundäre Form des menschlichen Lebens. Aus diesem Grund kann nur von seiner relativen Unzerstörbarkeit gesprochen werden. Wenn er einen Wert hat, dann nur deswegen, dass in ihm der "göttliche Geist" zum Ausdruck kommt und dass es den höheren Zielen dienen kann. Das dritte Verständnis vom Leben besteht in der Verstehensweise des Lebens als eines inneren Grundsatzes des Für-Sich-Selbst-Organisierens der Materie (Aristoteles): Die Vorrangigkeit des Seele als Aktes vor der Möglichkeit der Materie lässt das Leben als das höchste Gut aufleuchten. Die absolute Vollkommenheit des Lebens verbirgt sich im rationalen Leben. Deswegen werden die Grenzen des menschlichen Lebens durch die Grenzen der Gewandtheit des Tuns des Verstands gekennzeichnet. Die vierte Verstehensweise ist das Leben als kreatives Proze (Plotin): Das Leben als Bewegung ist ein ständiges Zirkelproze , das ewige Proze vom Selbstaufbau. Es ist nicht möglich, ihn mit der Existenz eines konkreten Menschen, gleichzusetzen. Das menschliche Leben hat das Verlangen, die Form des Geistes zu erwerben. Aus diesem Grund steht unter dem Schutz nicht das leibliche Leben selbst, sondern die "Bemühung seines Geistes", seine Kreativität. Die letzte Interpretation ist das Leben als Gabe für die Person (T. Akvinsky): Der Mensch lebt in der Welt der Natur in der er eingetaucht ist, aufgrund der eigenen Existenz übersteigt er aber die ganze Natur. Dies kommt besonders in den Gesten des Denkens, Willens, der Liebe und der Frömmigkeit zum Ausdruck. Alle diese Gesten gehören untrennbar zum Wesen seines Lebens als Person. Dank der Tatsache, dass der Mensch in der Welt der Natur nicht verschlossen bleibt, gewinnt sein Leben einen neuen Sinn und Wert. Deswegen ist der Tod des Leibes nicht nur der Tod des biologischen Lebens des Menschen, sondern zugleich auch der menschlichen Person. Menschliches Leben kann nicht utilitaristisch interpretiert werden.